Presseberichten aus der damaligen Zeit ist zu entnehmen, dass man sich nicht leicht tat. Das Projekt „Sozialstation“ war Diskussionsstoff in vielen Sitzungen des Kreistages. Da ging es, wie überall sonst auch, um das liebe Geld. Ein Zeitungsbericht mit der Überschrift „Wer zahlt die Sozialstation?“ befasste sich mit den Beratungen im Kreisausschuss bezüglich der Förderung. Zwei Meinungen prallten aufeinander. Während Landrat Dr. Fritz Steigerwald den Staat in die Pflicht nehmen wollte, stellte Mellrichstadts Bürgermeister Oskar Herbig nicht nur die monetäre, sondern auch die Fürsorgepflicht des Landkreises fest. Schließlich einigte man sich über die Fraktionen hinweg, dass man einer Förderung grundsätzlich zustimmen werde. Wenig später signalisierte der damalige Staatsminister Dr. Fritz Pirkl die Unterstützung von Sozialstationen.
Ein weiteres Hindernis musste überwunden werden. Wollte man ökumenisch geprägte Einrichtungen oder katholische und evangelische Sozialstationen. Vor allem die Kirchen stellten sich dieser Frage. Bürgermeister Paul Goebels (Bad Neustadt) war es unter anderem, der sich für von beiden Konfessionen getragenen Sozialstationen stark machte. Aber es kam nicht dazu. Differenzen zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche konnten zwar abgebaut werden, aber schließlich marschierte man getrennte Wege bei der ambulanten Alten- und Krankenpflege, einem Herzstück im kirchlichen Dienst der Gemeinde. Die Zeitungen titelten: „Künftig evangelisches und katholisches Süppchen?“ Trotzdem kam es zur Verlautbarung einer gemeinsamen Erklärung der Kirchen. Man einigte sich dahingehend, dass die drei katholischen und eine evangelische Sozialstation die pflegerische Versorgung der gesamten Bevölkerung in den Dekanaten sicherstellen und auch Glieder der jeweils anderen Konfession betreuen. Unterschrieben haben diese Vereinbarung die Dekane Paul Geis und Klaus Loreck. Blickt man auf die Zeit zurück, als noch Gemeindeschwestern, beziehungsweise Ordensschwestern die Pflegedienste übernommen haben, so gab es auch oftmals konfessionelle Trennlinien. Die rückläufige Zahl dieser Ordensfrauen erforderte es, Sozialstationen zu gründen, weil ansonsten die Betreuung nicht mehr gewährleistet gewesen wäre.
Man übertrug den drei Caritas Sozialstationen in etwa die ehemaligen Altlandkreise mit einigen Abstrichen, um auch bevölkerungsmäßig gleich große Einsatzgebiete zu haben.
Die Caritas Sozialstation St. Laurentius wurde als erste am 18. Juli 1978 gegründet. Zehn katholische Kirchenstiftungen schlossen sich zu einer gemeinnützigen Trägerschaft zusammen. Die erste Vorstandschaft wurde gewählt. Pfarrer Josef Wirth wurde erster Vorsitzender, Dr. Hans-Ulrich Schmähling sein Vertreter. Oberlehrerin Rita Funk übernahm die Aufgaben der Schriftführerin und Irmgard Schlagbauer die der Kassiererin.Das erste Domizil war im Kindergarten Maria Himmelfahrt, in der Hedwig-Fichtel-Straße. Es folgten Umzüge in die Kirchpforte 3, in die Martin-Luther-Straße 33, und schließlich in die Goethestraße 15g, wo eine Teilimmobilie erworben wurde.
Die Gründung der Sozialstation St. Peter in Bad Königshofen erfolgte nahezu zeitgleich am 21. Juli 1978. 18 katholische Kirchenstiftungen bildeten den Grundstock für den Trägerverein St. Peter e.V. In den Vorstand gewählt wurden Dekan Franz-Paul Geis als erster Vorsitzender, Peter Neumann als zweiter Vorsitzender, Helene Suren (Schriftführerin) und Hans Hälker (Kassier). Man mietete Räumlichkeiten in der Klosterstraße 14. Seit Februar 2001 ist die Sozialstation in der Dr. Ernst-Weber-Straße 17 untergebracht.
Am 23. Oktober 1978 fand die Gründungsversammlung für die Sozialstation St. Kilian in Mittelstreu statt. Es wurden gewählt: Bürgermeister Georg Türk als erster Vorsitzender, Stadtpfarrer Gerhard Götz als zweiter Vorsitzender, Robert Merkl als Schriftführer und Ernst Fries als Kassier. Zunächst kam man im Privathaus von Georg Türk unter, dann in der ehemaligen Schule in Reyersbach. 1994 wurden Räume im Anwesen des Malteser-Hilfsdienstes in Mellrichstadt gemietet. Im Jahr 1998 erfolgte der Umzug in das eigene Domizil, im Lohweg 2.
Viel hat sich zwischenzeitlich in den drei Caritas Sozialstationen bewegt. Vor allem mit der Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 wurden die Leistungen kontinuierlich erweitert. So können Kranke und Hilfsbedürftige aus einem breitem Spektrum von Angeboten wählen. Unter anderem werden neben der ambulanten Alten- und Krankenpflege, welche nach wie vor den Schwerpunkt bildet, Pflegeentlastungstage, Leistungen im hauswirtschaftlichen Bereich, Hausnotruf, Lieferservice, Essen auf Rädern, vielfache Weiterbildungen und Kurse für pflegende Angehörige, sowie viele caritative Leistungen erbracht, die nicht abgerechnet werden. Eine sehr große Stütze bei der Bewältigung dieser Aufgaben sind den Einrichtungen die Ehrenamtlichen. Auch wenn die Ausbildung von staatlicher Seite kaum gefördert wird, stehen derzeit sechs angehende Altenpflegerinnen in der Berufsausbildung. Insgesamt sind etwa 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Alten- und Krankenpflege, sowie im hauswirtschaftlichen Bereich angestellt. Sie werden von rund 50 Ehrenamtlichen unterstützt.
Während die Sozialstation St. Laurentius nach wie vor vom Trägerverein „Sozialstation St. Laurentius Bad Neustadt a.d.S. e.V.“ mit einer ehrenamtlichen Vorstandschaft geführt wird, wurden die Trägervereine der Sozialstationen St. Peter und St. Kilian aufgelöst. Beide gehören seit 2003 als Einrichtungen dem Caritasverbandes für den Landkreis Rhön-Grabfeld e.V. an.
35 Jahre Sozialstation, das ist ein Grund zum feiern. In Mellrichstadt und Bad Königshofen wird das Jubiläum in den Rahmen einer passenden Veranstaltung mit eingebunden. In Bad Neustadt findet am Sonntag, 15. September um 10.30 Uhr, ein Gottesdienst mit dem Vorsitzenden des Caritasverbandes der Diözese Würzburg, Domkapitular Clemens Bieber und Dekan Dr. Andreas Krefft, in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt statt. Anschließend wird die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür eingeladen.